Der Auftrag, ein Instrument zur Personalbemessung in der stationären Langzeitpflege (PeBeM) zu entwickeln, hatte zum Ziel, die Qualität der Pflege durch einen ausreichenden Personaleinsatz weiter zu verbessern und die Arbeitsbelastung der Pflegekräfte zu senken. Zentrale Erkenntnisse aus dem Projekt sind, dass es einen deutlichen Mehrbedarf an qualifizierten Assistenzkräften in der Pflege gibt. Zurzeit werden sehr viele Tätigkeiten von Pflegefachkräften erbracht, die nicht die Qualifikation einer dreijährigen Ausbildung erfordern, während wiederum Pflegehilfskräfte Aufgaben wahrnehmen, für die sie nicht ausreichend qualifiziert sind. Der Bedarf an Pflegefachkräften richtet sich künftig entsprechend dem PeBeM nach dem Pflegebedarf/-grad der Bewohnerinnen und Bewohner. Denn je höher der Anteil von pflegebedürftigen Menschen mit hohem Pflegegrad in einer Einrichtung ist, desto höher ist der Bedarf an Pflegefachkräften. Herr Prof. Rothgang führt aus, dass ein dem Pflegeaufwand bzw. -bedarf entsprechender Qualifikationsmix aus Pflegehilfskräften mit beruflicher Qualifizierungsmaßnahme, Pflegeassistentinnen und Pflegeassistenten mit ein- oder zweijähriger Ausbildung und Pflegefachkräften bei angepasster Arbeitsorganisation ein guter Qualifikationsmix ist. Für eine bundesdurchschnittliche Einrichtung ergibt sich ein Fachkräfteanteil von 38 Prozent und ein Anteil an Pflegeassistentinnen und Pflegeassistenten mit ein- oder zweijähriger Ausbildung von 32 Prozent.
Seit dem 1. Juli 2023 können stationäre Langzeitpflegeeinrichtungen einen Personaleinsatz nach § 113 c SGB XI als quantitative Obergrenze bei den Pflegesatzvereinbarungen verhandeln. Damit das Mehr an Personal greift und die gewünschten Effekte – eine Reduzierung der Arbeitsbelastung und eine verbesserte Qualität der Pflege – erbracht werden, ist eine gut durchdachte und neue Organisation der Pflegearbeit erforderlich. Zurzeit wird ein beteiligungsorientiertes Konzept zum qualifikationsorientierten Personaleinsatz in der Pflege entwickelt und erprobt. Zunächst erscheint der Vorschlag, zusätzliche Stellen in der Pflege zu schaffen paradox – ist aber notwendig als „Flucht nach vorne.“
Wenn Pionierinnen und Pioniere zeigen, dass bessere Arbeitsbedingungen dauerhaft möglich sind, kann das dazu führen, dass Pflegekräfte im Beruf verbleiben, mehr Menschen für den Pflegeberuf gewonnen werden können und bereits ausgeschiedene Pflegekräfte in den Beruf zurückkehren.
Präsentation von Herrn Prof. Dr. Rothgang